vhs Stuttgart
Im Gespräch mit Tatjana Ihlenburg-Grandel
Psychologische Beraterin in eigener Praxis

Der Begriff Selbstmitgefühl ist relativ neu und ein wichtiger Gegenpol zu unserer Leistungsgesellschaft mit ihren auch negativen Erscheinungen. Hohe Erwartungen von außen und innen setzen uns unter Druck und sind die Antreiber, inneren Kritiker, die uns das Leben schwer machen.

Das achtsame Selbstmitgefühl ermöglicht uns Menschen, uns selbst mit einem freundlichen, nicht wertenden Blick zu betrachten, um zu einem wertschätzenden und achtsamen Umgang mit uns selbst zu gelangen.


Mit welchem Bild würden Sie „Achtsames Selbstmitgefühl“ beschreiben?

Spontan fällt mir das Bild ein: „meine allerbeste Freundin sein – Ich und Ich“.

Achtsamkeit und Selbstmitgefühl – wo liegt Ihr Fokus?

Auf dem Selbstmitgefühl – über das Selbstmitgefühl gelangen wir zu einem zufriedeneren Leben und zu einer Aussöhnung mit uns selbst.

Wer sollte Ihren Kurs auf keinen Fall verpassen?

Alle, die einen weniger kritischen und dafür einen wertschätzenden und mitfühlenden Umgang mit sich selbst aufbauen wollen.

Seit 18 Jahren bieten Sie Ihre Kurse an der vhs an. Worin liegt für Sie der Reiz als Kursleiterin an der vhs?

In meinen Kursen liegt mein Herzblut. Sie sind für mich die größte Motivation. Ich wähle Themen aus, die mich selbst schon im Leben begleitet haben. Diese Authentizität spüren auch die Teilnehmenden. Die vhs stuttgart bietet einen guten Rahmen für die Kurse. Das Schöne ist, jeder Kurs ist ein kleines neues Abenteuer.

Wie sieht ein Kurstag mit Ihnen aus?

Zu Beginn machen sich die Teilnehmenden in Gruppen Gedanken zum Thema Mitgefühl, um eine Vorstellung zum Selbstmitgefühl zu entwickeln.

Wir konfrontieren uns mit unseren Ansprüchen – Ideal und Wirklichkeit. Durch die Kontaktaufnahme zum freundlichen, liebevollen Teil in uns finden wir eine imaginäre, liebevolle Begleitung. Wir lernen mit kritischen Stimmen umzugehen, schaffen Distanz mit Namen wie „Miss Kontroletti“ oder „Herr Papperlapapp“ und üben, positive Selbstgespräche zu führen.

Im Vordergrund stehen das Erleben und der Austausch. Denn ein Kurs lebt auch von den Menschen die kommen. Oft ist es schon „heilsam“ zu erleben, mit dem Thema nicht allein zu sein.

Zum Abschluss: Eine Begegnung mit Teilnehmenden, die Sie nicht mehr vergessen können …

Ein Erlebnis aus dem letzten Kurs –
in einer Partnerübung hat jede Person Aussagen ihres inneren Kritikers notiert.

Während die Paare durch die Gänge liefen, wiederholten sie die Aussage ihres Partners. Nach einer Weile drang ein „Hallo und Lachen“ in den Seminarraum. Die Teilnehmenden kamen herein und erzählten mir, wie lächerlich es doch ist, was man sich den ganzen Tag selbst an den Kopf wirft.

So hatten wir trotzt des ernsten Themas viel zu lachen.

Das Interview führte Raphaela Huber.
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Portrait von Tatjana Ihlenburg-Grandel (Home, klein)
Tatjana
Ihlenburg-Grandel